Offener Brief
Die Zeit der ungestörten Lobbyarbeit zugunsten der Superreichen ist vorbei. Die Zeit, in der Sie als vermeintliche Vertreter*innen eines verdienstvollen deutschen Mittelstandes ungestört Einfluss auf Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Politik nehmen konnten, gehört der Vergangenheit an. Sie stehen prototypisch für die zentralen Probleme, die diese Gesellschaft und die Demokratie zerreißen: für schamlose Bereicherung durch Umverteilung von unten nach oben, für die Stärkung antidemokratischer Kräfte sowie die Hinterzimmerpolitik der wirtschaftlichen Eliten mit den politisch Mächtigen.
Sie maßen sich an, die Stimme aller 180.000 Familienunternehmen zu sein, tatsächlich aber vertreten Sie das Einzelinteresse weniger Superreicher und von Konzerndynastien wie BMW, Oetker, Otto, Springer oder Merck, die gern vom guten Image mittelständischer Handwerksbetriebe profitieren wollen. Sie sind die Interessensvertretung der Ausbeuter*innen zum Leidwesen der Angestellten. Alles, wofür Sie sich einsetzen, widerspricht den Interessen derer, die nicht vom eigenen „Vermögen“ leben können. Alles, was Sie tun und wofür Sie sich einsetzen, richtet sich gegen eine soziale Gesellschaft und eine gerechte Verteilung der Krisenkosten – etwa:
- Lobbyismus gegen eine Vermögenssteuer
- massive Kampagne inklusive direkter Beeinflussung der Bundesregierung zur Verhinderung einer Erbschaftssteuer auf Unternehmenserben
- generelle Forderung nach niedrigerer Unternehmensbesteuerung
- Ablehnung des Mindestlohns
- Forderung nach einem höheren Renteneintrittsalter
- Ablehnung des Transparenzregisters, in dem wirtschaftlich Berechtigte benannt werden sollen, etwa um Geldwäsche und Korruption verfolgen zu können
- Kampagne gegen den Solidaritätszuschlag
In den kommenden Verteilungskämpfen werden wir unsere Stimme so laut erheben, dass Ihre verstummen muss. Oligarchische Strukturen, die der Gesellschaft schaden und auch noch direkten Zugriff auf politische Macht haben, müssen zerschlagen werden. Daran arbeiten wir.
Widerständige Grüße,
Wer hat, der gibt